Der Teamsport Handball wird in Deutschland immer populärer. Das liegt nicht zuletzt auch an den herausragenden Trainerpersönlichkeiten in dieser Sportart. Einer der bekanntesten Trainer in Deutschland und Europa ist derzeit Alfred Gislason (Alfreð Gislason). Das liegt natürlich vor allem an seiner Funktion als Trainer der Deutschen Nationalmannschaft, die er seit dem Jahr 2020 innehat.
Der Isländer ist seit Jahrzehnten mit dem europäischen Handballsport verbunden und prägt ihn laufend weiter. Alfred Gislason ist durch und durch Handballer und hat als Trainer und Coach seine Passion gefunden. Als Spieler erlebte der Isländer mit verschiedenen Vereinen Höhen und Tiefen.
Auch In seiner langjährigen Trainerlaufbahn kann der ehemalige Rückraumspieler von allem berichten: Von heftigen Niederlagen bis hin zu jahrelangen Erfolgsserien, die ihn schließlich mindestens Europaweit bekannt machten.
Gislason gewann als Trainer die Isländische und Deutsche Meisterschaft, den Isländischen sowie den Deutschen Pokal, den Supercup, den EHF-Pokal, wurde Europameister für Vereinsmannschaften und gewann mehrfach die Champions League. Gleich achtmal wurde er zum Trainer des Jahres gewählt. Es hat seinen Grund, dass ihn die Medien gerne als Trainer-Guru bezeichnen.
Dieser Beitrag beschreibt den Weg des Handballers und Trainers Alfred Gislason und geht auf die größten Erfolge der Trainer-Ikone ein.
Die frühen Jahre des Alfred Gislason: Von Island zu den Top Vereinen Europas
Alfred Gislason wurde am 7. September 1959 im Nordosten von Island in der kleinen Stadt Akureyri geboren. Dort startete er auch seine Karriere als Handballer. Mit der rechten Hand als Spielhand war er vor allem im Rückraum links aktiv. Mit seiner Körpergröße von 1,91 m war Gislason wie prädestiniert für seine starken Rückraumwürfe und nutzte zusätzlich nicht selten die Deckungslücken der Gegner aus, um aus kurzer Distanz Tore zu erzielen.
Gislasons aktive Zeit als Handballspieler
Seine Jugendzeit verbrachte Gislason beim KA Akureyri, einem klassischen Verein mit verschiedenen Sportarten. Dort spielte er bis zum Jahr 1980 im Handballteam. Doch Gislasons Arbeit in der Halle brachte ihm 1980 einen Wechsel in die isländische Hauptstadt Reykjavík ein. Die folgenden drei Jahre spielte er bei Knattspyrnufelag Reykjavík.
Die Zeit im Ausland: Erfolge in Essen
Dann zog es Gislason weiter in die Ferne und er wechselte ins Ausland. Seine erste internationale Station war der TUSEM Essen in Deutschland, wo er von 1983 bis 1988 spielte. Während dieser Zeit wurde Gislason mit dem Verein gleich zweimal deutscher Meister. Zudem gewann das Team 1988 den DHB-Pokal und war Finalist im Europapokal der Landesmeister 1987/88.
Nach dieser Zeit kehrte er für ein Jahr nach Reykjavík in die isländische Heimat zurück, bevor es ihn im Jahr 1989 nach Spanien zog. Dort war Bidasoa Irún für zwei Jahre seine spielerische Heimat. Im Jahr 1991 wechselte er wieder in seinen ursprünglichen Verein KA Akureyri, bei dem er im Jahr 1995 seine aktive Karriere als Handballspieler beendete.
Gislason war nicht nur in verschiedenen Vereinen als Spieler unterwegs, sondern auch in zahlreichen Spielen für die isländische Handballnationalmannschaft. Dort war Gislason ein echter Goalgetter: In 190 Spielen erzielte der groß gewachsene Rückraumspieler sage und schreibe 542 Tore.
Gislason als Handballtrainer: Von Akureyri wieder zurück nach Deutschland
Schon zu Ende seiner aktiven Spielerzeit wechselte Gislason ins Lager des Trainers und absolvierte erfolgreich die Trainerausbildung. Die A-Lizenz und damit die höchste Trainerlizenz im deutschen Handballsport absolvierte Gislason beim renommierten Handballtrainer Rolf Brack, der auch lange Zeit sein Mentor war. Später absolvierte Gislason noch die Ausbildung zum EHF Mastercoach und erwarb damit die höchste europäische Trainerlizenz. Heute gibt Gislason selbst Fortbildungen und bildet die Handballtrainer von morgen aus.
Seine aktive Zeit bei seinem Handballverein KA Akureyri ging nahtlos in eine Tätigkeit als Trainer über, wobei er die letzten Jahre der aktiven Laufbahn als Spielertrainer absolvierte.
Doch auch als Trainer zog es ihn aus der isländischen Heimat wieder in die Ferne. Wie auch als Spieler war das deutsche Ruhrgebiet sein Ziel.
Doch dieses Mal war es nicht die Stadt Essen, sondern Hameln, wo er als Trainer Station machte. Von 1997 bis 1999 war er beim SG VfL/BHW Hameln als Trainer tätig. Diese Zeit war nicht besonders von Erfolg gekrönt und Gislason stieg mit dem Verein ab. Bereits während der Saison war sein Wechsel zum SC Magdeburg publik geworden. Dort war Gislason bis zum Jahr 2006 Trainer. Diese Zeit verlief deutlich erfolgreicher und im Jahr 2001 wurde er sogar zum Trainer des Jahres gekürt. Während der Magdeburger Zeit spielte der Verein in Deutschland und auch Europa oben mit, jedoch reichte es nie wirklich zum Gewinn des Deutschen Meistertitels. Dafür aber für den Gewinn der EHF Champions League direkt in 2002.
Die kommenden zwei Jahre verbrachte er als Trainer beim VfL Gummersbach. Parallel dazu bekleidete er von 2006 bis 2008 das Amt des isländischen Nationaltrainers und konnte dort natürlich auf die Erfahrungen aus seiner aktiven Spielerzeit zurückgreifen.
Gislasons erfolgreiche Zeit als Trainer bei den „Zebras“ in Kiel
Nun folgte sein bis dato längstes Engagement als Trainer: Von 2008 bis 2019 war er beim erfolgreichen deutschen Handballverein THW Kiel tätig. Und hier zeigte sich, was im Sport möglich ist, wenn alles zusammenpasst. Denn bereits im ersten Jahr mit Gislason als Trainer wurde der Verein Deutscher Meister. Doch nicht nur das: Es war auch die Saison mit der geringsten Zahl an Minuspunkten in der Vereinsgeschichte sowie dem Sieg im DFB-Pokal. Und auch in der Championsleague war das Team von Gislason erfolgreich und gewann in der ersten Gruppenphase alle Spiele. Es folgte ein Durchmarsch bis ins Finale, wo sich die Kieler nach einem Sieg im Hinspiel im Rückspiel nur ganz knapp dem BM Ciudad Real geschlagen geben mussten. Während Gislasons Zeit als Trainer holten die Kieler insgesamt sechs Mal den deutschen Meistertitel – eine außerordentliche Bilanz für den isländischen Trainer. Zudem war Gislason der erste Handballtrainer, der mit zwei verschiedenen Vereinen die Champions League gewann. Einmal mit dem SC Magdeburg im Jahr 2002 und 2010 & 2012 mit dem THW Kiel.
Alfred Gislason: Der aktuelle Trainer der Deutschen Handballnationalmannschaft
Seit dem Jahr 2020 ist Gislason als Trainer der deutschen Nationalmannschaft tätig. Er folgt damit auf Christian Prokop. Mit Gislason als Trainer erreichte das deutsche Team bei der Weltmeisterschaft 2021 den 12. Platz und schaffte es bei den Olympischen Spielen in Tokio bis ins Viertelfinale, wo das Team gegen die Mannschaft aus Ägypten scheiterte. Bis heute ist ein großer Erfolg für Gislason mit der deutschen Nationalmannschaft leider ausgeblieben. Doch man darf gespannt sein, was die Zukunft für den Erfolgstrainer Gislason und das deutsche Team bringen mag. Vielleicht schaffe es Gislason ja, seine Trainerkarriere noch mit einem Weltmeistertitel oder Sieg bei den Olympischen Spielen zu krönen – zuzutrauen wäre es dem ambitionierten und ausdauernden Isländer und Handballcoach allemal.
Doch Handball ist heute längst nicht alles für Alfred Gislason. Lebenslanges Lernen ist für den isländischen Handballer selbstverständlich und so ist er nicht nur im Handball, sondern auch im Führungskräftecoaching aktiv. Der gezielte Austausch mit Führungskräften und Experten aus anderen Branchen ist für ihn unglaublich bereichernd und erfüllend. Gislason ist auch gerne als Redner und Impulsgeber abseits des Handballsports aktiv und gibt sein Wissen und seine Erfahrung gerne weiter.
Mehr dazu auf seiner Homepage: https://gislason.coach/
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